Dies ist die Erstgeborene.

Die erste Artikelin eines Blogs, der sich wie eine Neurodivergenz im Feld breit macht: sie schlägt quer.

Wenn wir schreiben, müssen wir immer unterscheiden zwischen dem, was soll und dem, was muss. Anders versteht unser Gegenüber nicht, was wir ihr eigentlich mitteilen wollen.

So die (sehr vereinfachte und ich höre schon die Widerworte-) Theorie. Beim Reden ist das ebenso, aber davon habe ich noch weniger Ahnung, deswegen bleibe ich beim Schreiben. Fun fact an dieser Stelle: ich hatte mal einen Podcast zusammen mit einer tollen, jungen Frau, der leider voll in die Hose gegangen ist. Dieses Ding sollte die Welt verändern.

Aber hier wie damals ist es immer dasselbe: Du denkst dir etwas Geniales aus, den Wahnsinnsplan, der die Welt verändert, bei dem es ein Davor und ein Danach gibt…um dann irgendwann zu merken, dass es das schon gibt.

Und genau das ist der Grund dafür, dass ich nie weitergemacht habe. Dann kam nämlich die Scham, freundlichst begleitet vom Gedanken „Andere sind halt einfach besser als du“. Und so kam es sogar, dass ich mich teilweise voller Neid gegenüber Menschen gefunden habe, die aus einer sichtbaren Diskriminierungsform heraus politisch, bewusst, wissenschaftlich, fachlich und super aufgeklärt laut (also öffentlich) agiert haben. Und ich fühlte mich klein. Abgehängt. Das ist Opfergeschichten-Material. Bis ich eines Tages einen wirklich guten Artikel geschrieben (und natürlich nie veröffentlicht) habe, in dem ich meine weiße Zerbrechlichkeit richtig schön doof zum Ausdruck gebracht habe. Etwas hat mich daran immer gestört. Ich empfand diese Artikelin als rassistisch, konnte den Grund aber nicht greifen. Jetzt verstehe ich es.

Rassismus und Diskriminierung – als Teile patriarchalen und kolonialen Denkens – haben verschiedene Ebenen. Das eine ist die konzeptuelle Ebene. Dann kommen noch die strukturelle, die individuelle (bei der es um Identitätsstiftung geht) und schließlich eine, die fast immer übersehen wird: die Bedürfnisebene.

Ein Rassist, der schreit, ist auch ein Mensch, der schreit. Dabei wird dann aber oft kein Unterschied gemacht zwischen der notwendigen Kritik an der Rassifizierung von Menschen, Abwertungen, Angriffen und gewaltvollem Verhalten als Ganzes und einem Menschen, der Gewalt ausübt. Ein Täter wird entpersonalisiert. Bedürfnisse haben alle Menschen. Bei den einen schlägt das in Gewalt um, bei den anderen „nur“ in berechtigte Anklagen. Bei meinem Schreiben hat sich ein Bedürfnis eingeschlichen, nämlich gesehen zu werden, anerkannt zu werden, ohne etwas leisten zu müssen. Und dann ist es ziemlich schief gegangen. Zum Glück habe ich es gemerkt.

Zum Glück – denn genau darüber soll es ja gehen, unter anderem.

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